Darüber kann man man muss nicht reden schweigen wovon


Am Ende des Tractatus logico-philosophicus von Ludwig Wittgenstein findet sich der Satz: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Wittgenstein fordert damit die Philosophie selbst heraus: das, was Sprechen oder Denken ermöglicht, kann nicht deren Gegenstand sein. Leo Zogmayer greift diesen Satz auf, zerlegt ihn und bringt die einzelnen Worte in einem seiner Textbilder in eine alphabetische Reihenfolge: „darüber kann man, man muss nicht, reden, schweigen wovon”. Eigene oder fremde Sätze zu zerlegen und Worte aus syntaktischen Verknüpfungen zu befreien, interessiert den Künstler. Er dekonstruiert Sprache um herauszufinden, “was ein Wort kann”. Die sprachliche Ordnung des jeweiligen Autors wird von der neuen, einer alphabetischen Sortierung überlagert. Dadurch verschiebt Zogmayer das Augenmerk vom Begriff zum Wort.

ORDNUNG
„a) Tiere, die dem Kaiser gehören, b) einbalsamierte Tiere, c) gezähmte, d) Milchschweine, e) Sirenen, f) Fabeltiere, g) herrenlose Hunde, h) in diese Gruppierung gehörige, i) die sich wie Tolle gebärden, k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind, l) und so weiter, m) die den Wasserkrug zerbrochen haben, n) die von weitem wie Fliegen aussehen“
Diese fiktive chinesische Enzyklopädie, die sich der Klassifikation von Tieren widmet, findet sich in den Schriften sowohl des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges als auch des französischen Philosophen Michel Foucault. Bestimmte Ordnungen erscheinen ungewöhnlich, weil ihnen unbekannte Kriterien zugrunde liegen, während vertraute Ordnungen schnell als selbstverständlich wahrgenommen werden. An fremden Ordnungssystemen interessiert Leo Zogmayer, dass sie zum Staunen oder zum Lachen bringen können. Dadurch verunsichern sie eigene Vorannahmen und stellen Selbstverständlichkeiten in Frage.

VORANNAHMEN
In seinem 2012 gehaltenen Vortrag ‚Schön kommt von Schauen’ sprach Leo Zogmayer vom „baren Schauen“. Er räumte ein, dass es dieses „aus wissenschaftlicher Sicht gar nicht gibt, weil jede Weise des Sehens irgendwie gelernt wurde.“ Nichtsdestotrotz kann sich bares Schauen, im Sinne eines absichtslosen, unbefangenen, offenen, zwischen Aktivität und Passivität angesiedelten Schauens, durchaus ereignen. Doch Vorgewusstes, kulturelle Prägungen, Muster, Vorurteile und Selbstbeschränkungen schieben sich allzu schnell über bares Schauen, das im Unterschied zum „zweckmäßigen Schauen“ nicht in erster Linie „wissen“ will. Kunstwerke können für das Schauen und in diesem Zusammenhang für Schönheit sensibilisieren, beziehungsweise Wahrnehmungskonventionen auf den Prüfstand stellen. In ihnen zeigt sich die Möglichkeit eines baren Schauens, das uns fragen lässt: was wäre, wenn wir stets so schauen könnten? Die Welt zu sehen, wie sie ist, oder wie es in Zogmayers Bild heißt: THE WORLD AS IT IS, mutet zutiefst utopisch an und wird doch greifbar formuliert: im Sinne eines fortwährenden Bestrebens, eine durch Begriffe geprägte Wahrnehmung zu überwinden und sich von Vorurteilen, Mustern und Selbstbeschränkungen zu befreien. Die Welt zu sehen, wie sie ist, treibt viele Künstler und Philosophen seit Jahrzehnten an und um. Die Möglichkeit oder Unmöglichkeit dessen wird jedoch nicht nur in den Neurowissenschaften, der Psychologie und den Kulturwissenschaften, sondern auch in der Kunst selbst kontrovers diskutiert.

SCHÖNHEIT
In der Ausstellung Leo Zogmayer, schön, Kunsthalle Krems, 2006, konnte man folgende Zeilen an der Wand lesen: „schön kommt von schauen / und bedeutet sichtbar / schauen ohne zu werten: alles (sichtbare) ist schön“. Ganz im griechischen Wortsinn von Aisthesis = Wahrnehmung wird in diesen Zeilen Schönheit mit Wahrnehmung verknüpft. Schönheit, an sinnliche Wahrnehmung und Empfindung gekoppelt, ist demnach nicht nur in der Kunst zu finden, sondern überall. Zogmayer distanziert sich damit entschieden von einer Beschränkung des Schönen auf die Kunst. Auch wenn Kunst durchaus für Schönheit empfänglich machen kann, ist es ein Anliegen des Künstlers, dass diese nicht alle Aufmerksamkeit an sich bindet. Verschiedene Platzierungen des Bildes schön, einer großformatigen Hinterglasmalerei, machen dies anschaulich: Das fragile Glasbild – vielleicht so fragil wie das Erkennen von Schönheit selbst – steht oder liegt auf dem Boden, beziehungsweise lehnt an der Wand. Vor einer Glaswand aufgestellt, gibt es den Blick frei auf die sich dahinter befindliche in-situ Arbeit einer Künstlerin. In einem anderen Fall lehnt es in der Nähe eines weißen Sockels, auf dem sich ein weiteres Objekt Zogmayers mit dem Titel Schichtung, befindet – tatsächlich eine „Schichtung“ von weiß furnierten Pressspanplatten. Während Schichtung durch seine Platzierung auf dem Sockel gewissermaßen „überhöht“ ist und seine profane Herkunft hinter sich lässt, steht schön auf dem Boden. Im dritten Fall liegt schön auf dem prunkvollen Fußboden eines Stadtpalais aus dem späten 17. Jahrhundert – so als hätte man es einfach vergessen. In allen hier genannten Beispielen tritt das Bild in Beziehung zu seinem Umfeld – zum Werk einer Kollegin, zu den sorgfältig geschichteten Spanplatten bzw. zum hochherrschaftlichen Palais. Schönheit zeigt sich in Zogmayers Objekten, in Werken der anderen, im Raum und in Materialien, die man bislang womöglich nicht unter ästhetischen Kriterien betrachtet hat. Schönheit „blitzt auf“ im Sinne eines „schwer fassbaren Mehrwerts der wahrnehmbaren Wirklichkeit“ (Zogmayer). Dies setzt ein Sich-Einlassen, Loslassen und Geschehen-Lassen, Schauen und Staunen voraus.

GESCHEHEN-LASSEN
Im Chinesischen gibt es den Ausdruck 無爲 / 无为(wú wéi). 無 kann als „nicht“ oder „ohne“, 爲 als „handeln“ bzw. „Aktion“ übersetzt werden. Damit ist nicht die komplette Absenz von Handeln sondern ein zurückgenommenes Handeln gemeint, das sich immer wieder intuitiv Situationen anpasst. Die Schriftzeichen 無爲 tauchen – gewissermaßen paradigmatisch – in einer Reihe von Zogmayers Arbeiten auf. Neben dem Daoismus fasziniert den Künstler der offene und „weiche“ Charakter der chinesischen Sprache. Als signifikantes Beispiel führt er die chinesische Bezeichnung 东西 (dong xi) an, eine zweisilbige Bezeichnung für Ding/Gegenstand/Angelegenheit. Dong xi setzt sich aus den Zeichen dong = Ost und xi = West zusammen, d.h. Gegensätzliches wird innerhalb eines Begriffs in Beziehung gesetzt und das einzelne Zeichen damit „uneindeutig“. „Das Ding ist hier kein Gegenstand mit harten Konturen, der scharf begrenzt ist und an seinen Kanten endet. Es scheint kaum Substanz zu haben. Das Ding, jedes Ding, jeder Aspekt der Wirklichkeit wird eher als Prozess, als Bewegung, als offenes Potential gesehen.“ (Zogmayer)

UNEINDEUTIG
Leo Zogmayer erzeugt in seinen Arbeiten gezielt Spreizungen in Bedeutungszuschreibungen – etwa durch Silbentrennung (FOR GET) – beziehungsweise inhärente Widersprüche – etwa durch ein Ineinanderschieben von gegensätzlichen Begriffen (CHANGE / NO CHANGE). Dies lässt einen Raum entstehen, der sich der diskursiven Erfassung, besser: der begrifflichen Ein- oder Umfassung entzieht. Man könnte durchaus sagen, dass Zogmayer seine Skepsis an der Versprachlichung von Kunst mit sprachlichen Mitteln austreibt. Das mag auch seine Wertschätzung für Heidegger erklären, „Sprache mit Mitteln der Sprache zu entsperren“. Doch werden diese Spreizungen und Widersprüche nicht nur auf einer sprachlichen Ebene ausgetragen: Der Künstler setzt auch Worte / Wortfolgen / Sätze und Material in ein spannungsvolles Verhältnis, wie etwa beim voluminösen Aluminium-Zylinder, in den auf der einen Seite „nichts ist sichtbar“ und auf der anderen „nichts ist unsichtbar“ eingraviert ist. Die Titel seiner Ausstellungen werden ebenfalls gezielt genutzt, um Divergenzen zwischen Wort/Bild/Objekt zu erzeugen: So zeigte Zogmayer in der Ausstellung ‚Die Welt ist in Ordnung’ eine Folge von Bildobjekten, die Varianten von Ordnungen vorführen. Titel von Ausstellungen tauchen darüberhinaus als Titel von Werken und eigenen Texten auf – nicht zuletzt dadurch gelingt es dem Künstler, auch hier eine eindeutige Zuordnung von Titel und Werk zu vermeiden und verschiedene Arbeiten, Zeiten und Orte zueinander in Beziehung zu setzen.

IN-BEZIEHUNG-SETZEN
Die einzelnen Arbeiten von Leo Zogmayer haben eine ähnliche Funktion wie Worte in einem Satz. Wenn er sich fragt: „Was kann ein Wort?“, so lässt sich dies durchaus übertragen auf: “Was kann ein Objekt/ein Bild?” Im Verband mit anderen Objekten, Bildern, Texten, Zeichnungen – mit ihrem Kontext – bewahren Objekte, Bilder und Worte ein Stück weit ihre Autonomie, und kommunizieren gleichzeitig miteinander beziehungsweise mit ihrem jeweiligen architektonischen und sozialen Umfeld. Formal streng und farblich reduziert, transparent – durchscheinend und durchlässig – binden sie so viel Aufmerksamkeit wie nötig, um als künstlerische Setzung wahrgenommen zu werden, gleichwohl so wenig wie notwendig, um die dadurch gewonnene Wachsamkeit auf das jeweilige Umfeld übertragen zu können.


Barbara Steiner, 2016


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Darüber kann man man muss nicht reden schweigen wovon / en


At the end of Ludwig Wittgenstein’s “Tractatus logico-philosophicus” comes the sentence, “Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen” (“Whereof one cannot speak, thereof one must be silent.”) Wittgenstein thereby challenges philosophy itself, as that which facilitates speech or thought cannot be its object. Leo Zogmayer takes this sentence, dissects it and in his textual images places the individual words in an alphabetical sequence “darüber kann man, man muss nicht, reden, schweigen wovon.” (“thereof can one, one must not, speak, be silent whereof”). The artist is interested in deconstructing sentences of his own or from others and liberating words from their syntactic linkage. He disassembles language in order to discover, “what a word is capable of”. The linguistic order of the respective author is overlaid by a new alphabetic classification and thus Zogmayer shifts the focus from terms to words.

CLASSIFICATION
„a) Animals belonging to the emperor, b) embalmed animals, c) trained animals, d) suckling pigs, e) sirens, f) mythical creatures, g) stray dogs, h) animals belonging in this group, i) those that tremble as if they were mad, k) animals drawn with a very fine camel hair paintbrush, l) etc., m) animals that have shattered the water jug, n) animals that, from afar, resemble flies“

This fictitious Chinese encyclopedia dedicated to the classification of animals may be found in both the writings of the Argentine novelist, essayist, poet and translator Jorge Luis Borges, and those of the French philosopher Michel Foucault. Certain classifications seem unusual, as they are based on unfamiliar criteria, while familiar classifications are very soon perceived as being self-evident. What interests Leo Zogmayer about foreign classification systems is the fact that they can amaze people or evoke laughter and as a consequence question personal assumptions and apparently self-evidential facts.

ASSUMPTIONS
In his 2012 lecture, “Schön kommt von Schauen” (“Beauty comes from seeing”), Leo Zogmayer refers to “baren Schauen” (“simply seeing/looking“). He also acknowledges the fact that, “From a purely scientific point of view ‘simply seeing/looking’ does not exist, because each and every form of looking is somehow learned.” Nevertheless, simply seeing/looking, in the sense of an unintentional, unbiased, and open means of seeing/looking that is located somewhere between activity and passivity, may very well occur. However, previously acquired knowledge, cultural imprints, patterns, prejudices and self-limitations all too quickly obscure the simple act of seeing/looking, which as opposed to “purposive looking” does not have “knowing” as its primary goal. Works of art can raise awareness of “seeing/looking” and in doing so also encourage sensitivity with regard to „beauty“, or put the conventions of perception to the test. They demonstrate the possibility of simply seeing/looking and thus raise the question as to what would happen if we could always look at things in this manner? The concept of seeing the “real” world or, to quote Zogmayer’s picture, “THE WORLD AS IT IS”, would appear to be profoundly utopian and yet at the same time it is expressed in a very tangible way. Namely, in the sense of a continuous attempt to overcome perception shaped by terminology and to liberate oneself from prejudices, patterns and self-limitations. Seeing the world as it is has long been the driving force for many artists and philosophers. Moreover, the possibility or impossibility of doing so has not only been hotly debated in the neurosciences, psychology and cultural sciences, but also in the field of the art.

BEAUTY
In the exhibition, Leo Zogmayer, schön, Kunsthalle Krems, 2006, one could read the statement: “schön (beautiful) derives from ‘schauen’ (to see/to look), and means seeing/looking without evaluation for everything (visible) is beautiful”. In these lines, beauty is linked with perception and is thus entirely in keeping with the Greek sense of the word aesthesis = perception. Coupled as it is to sensual perception and feelings, beauty may thus not only be found in art, but everywhere. With this point of view, Zogmayer clearly disassociates himself from limiting the concept of beauty solely to art. For although art may very well engender receptiveness to beauty, the artist is at pains to ensure that it does capture all the attention. Placing the painting “beauty”, a large-scale verre églomisé, in different positions helps to make this clear. This delicate glass painting, which is perhaps as fragile as the realization of beauty itself, stands, lies on the ground, or leans against a wall. Positioned in front of a glass wall, it offers a free view of an in-situ work from a second artist located behind it. In a further installation, the glass painting is leant near a white pedestal bearing another one of Zogmayer’s objects named “layering”, which indeed consists of a “layering” of white veneered pressboard. While the “layering”, positioned on the pedestal, seems to be somewhat “elevated” and thus departs from its profane origins, “beauty” remains literally down to earth. Furthermore, in a third composition, “beauty” lies on the magnificent floor of an urban palace dating from the late 17th century, as if simply forgotten or discarded.

In all of the examples described above, the painting enters into a relationship with its surroundings in the shape of the work of another artist, the carefully layered pressboards, or the stately palace. In Zogmayer’s objects beauty is reflected in the works of others, in space and in materials that do date may not have been considered on the basis of aesthetic criteria. Beauty “sparkles” like an “elusive added value of perceivable reality” (Zogmayer). This requires intuition, letting go, acquiescence, seeing/looking and being astonished.

ACQUIESCENCE
In Chinese, there is the expression 無爲 / 无为 (wú wéi). 無 may be translated as “not” or “without” and 爲 as “acting” or “action”. This does not imply the complete absence of activity, but rather action in a restrained form, which constantly adapts to situations in an intuitive manner. The characters 無爲 appear, somewhat paradigmatically, in a number of Zogmayer’s works, as in addition to Taoism, the open and “malleable” character of the Chinese language is a source of fascination for the artist. As a significant example, he points to the Chinese term 东西 (dong xi), a dissyllabic term for thing / object / matter. Dong xi consists of the characters dong = east and xi = west. Therefore, a relationship between opposites is established within a single term thus rendering the individual character “ambiguous”. “In this case, the thing is not an object that has sharp contours, is strictly delimited and ends at its edges. It appears to be virtually without substance. The thing, indeed every thing and every aspect of reality, is seen more as a process, as movement, as free potential.” (Zogmayer)

AMBIGUITY
In his works, Leo Zogmayer intentionally creates gaps when it comes to the attribution of meaning, for example through the division of syllables (FOR GET), or inherent contradictions such as through the interlocking of contrary terms (CHANGE / NO CHANGE). This approach helps to engender a space that eludes discursive acquisition, or better said, conceptual incarceration. One could well argue that Zogmayer applies linguistic means to expel his scepticism with regard to the verbalization of arts. This may well explain his estimation of Heidegger, “unlocking language with linguistic means”. However, these gaps and contradictions are not only found on a linguistic level. The artist also places words/word sequences/sentences and materials in edgy relationships, as exemplified by a voluminous aluminum cylinder on which “nothing is visible” is engraved on one side and “nothing is invisible” on the other. The titles of his exhibitions are also consciously used to create divergences between word/image/object. For example, in the exhibition “The world is in order”, Zogmayer showed an arrangement of pictorial objects that presented a variety of classifications. Moreover, the titles of exhibitions also appear as the titles of artworks and Zogmayer’s own texts, not least because this enables the artist to avoid a clear attribution of titles and artworks and create relationships between differing works, times and places.

INTERRELATIONSHIPS
Leo Zogmayer’s individual works fulfill a function similar to that of words in a sentence. When he inquires: “What is a word capable of?” this can equally be translated as: “What is an object/image capable of?” In tandem with other objects, pictures, texts and drawings, within their context objects, images and words largely preserve their autonomy while at the same time communicating mutually, or with their respective architectonic and social surroundings.
Strict on a formal level, reduced in color, transparent, translucent and permeable, they capture as much attention as is required for their perception as an artistic composition, but simultaneously as little as possible, in order to ensure that the awareness thus attracted is transferred to the respective environment.

Barbara Steiner, 2016

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“可以言说,不必言说,对何沉默”


维特根斯坦在《逻辑哲学论》的结尾处写下了这样一句话:“对无法言说之物,应保持沉默”。这句话对哲学本身提出了一个挑战:使言说或思考成为可能的,不可以被作为言说或思考的对象。在列奥·佐克迈耶的一幅文本画作品中,艺术家将这句话拆解开,按照字母顺序对单个词语重新做了排列:“darüber kann man, man muss nicht, reden, schweigen wovon”(可以言说,不必言说,对何沉默)。将自己或他人的语句一一拆解,使词语摆脱原先的句法关联,一直都是这位艺术家的兴趣所在。他对语言进行解构,为的是探明“词语的可能性”。佐克迈耶将新的字母排序叠加在原作者的语言秩序之上,从而将关注点从概念转向了词语。

秩序
“a)属于皇帝所有的动物;b)做过防腐处理的动物;c)温顺的;d)乳猪;e)海牛;f)寓言动物;g)无主的狗;h)属于这一分类的;i)躁动不安的;k)用一枝骆驼毛做的细毛笔画出来的;l)等等;m)打碎了水壶的;n)远看像苍蝇的”
这部虚构的、以动物分类学为内容的“中文百科全书”在阿根廷作家博尔赫斯和法国哲学家福柯的作品中都曾出现过。由于遵循的是未知的排序标准,这一秩序看上去颇不寻常;与之相反,熟悉的秩序则很容易被人们作为自然而然的东西加以接受。佐克迈耶对陌生的分类体系感兴趣的是它们能够让人惊奇或发笑,同时也因此搅乱了人们的预设,让不言而喻的东西变得可疑。

预设
在2012年发表的一篇题为“美来自观看”的演讲中,佐克迈耶谈到了“纯粹的观看”。他承认,这种观看“从科学角度来讲并不存在”,因为每一种观看方式都是以某种方式习得的;尽管如此,纯粹的观看——即“不带任何意图与偏见的,开放的,介于主动和被动之间的观看”——仍完全有可能实现。但这种纯粹的观看会即刻被知识背景、文化烙印、认知模式、偏见和自我局限所遮蔽。与“有目的的观看”不同,纯粹的观看并不以“获知”为首要目的。艺术作品能使人对观看——即对美更为敏感,或者说它是对认知习惯的一种检验。艺术作品中蕴含了一种纯粹观看的可能性,它让我们不禁发问:如果我们能一直以这样的方式观看,会是何种情形?以世界原本的样子去观看世界,借用佐克迈耶画作中的文字来描述即——THE WORLD AS IT IS(世界,如其所是),这听上去极具乌托邦色彩,却又无比贴切:努力去超越被概念框定的感知,从文化偏见、固有模式和自我局限中解放出来。几百年来,如其所是地去观看世界一直是众多艺术家和哲学家苦苦探求的目标。纯粹的观看是否可能不仅在神经科学、心理学和文化学领域引起了激烈争议,在艺术领域本身也是一个众说纷纭的话题。


2006年在克雷姆斯美术馆举办“佐克迈耶:美”一展中,人们可以在展馆的墙上读到以下几行字:美来自于观看/意味着可见/观看而不做评价:一切(可见的)事物即美。与“Aisthesis”一词在希腊语中的涵义相一致,在这几行字中,美和感知被联系在了一起。也就是说,与感官体验和情感知觉联系在一起的美不仅仅局限于艺术领域——它无处不在。佐克迈耶坚决反对那种认为美只局限于艺术领域的观点。尽管艺术可以让美更易感知,但佐克迈耶关注的却是如何以一种不那么引人注目的方式来呈现美。这一点在巨幅玻璃画“schön”(美)的不同摆放方式上体现得甚为直观:易碎的玻璃画——或许和人们对美的认识本身一样脆弱易碎——竖放、平放,或靠在墙上。其中一幅被置于一面玻璃幕墙前,透过玻璃可以一览无余地看到一位艺术家的原位(in-situ)作品。另一幅则斜靠在一个白色底座近旁,底座上是佐克迈耶的另一个名为《堆叠》的装置作品——后者的确由白色胶合板的“堆叠”而成。装置“堆叠”因被置于底座上而在一定程度上得以“升华”,冲淡了其再寻常不过的来源。与之相反,文本画“schön”则被立于地面。另一幅“schön”被平放在一座17世纪晚期的城堡建筑内的富丽堂皇的地板上,仿佛已被遗忘。在上述所有例子中,画作都与其周围的环境——不论这种环境是某艺术家的作品,精心堆叠的锯木板,还是金碧辉煌的宫殿——生成了某种关联。美出现在佐克迈耶的装置以及其他人的作品中,出现在一直未被人们用美学眼光加以欣赏空间和材料中。美作为一种“可感现实中难于捕捉的富余价值”“乍然显现”(佐克迈耶语)。而无为自在、观看与惊奇则是实现这一点的前提。

无为
汉语中有“无为”一词。“无”表示否定,“为”意为行为或行动。“无为”并不是指彻底的不作为,而是一种有所收敛和克制的行为,它始终是针对具体情景所做出的直觉式反应。“无为”二字出现在佐克迈耶的一系列作品中——可以说它在某种程度上代表了一种范例。除道家思想外,汉语所特有的那种开放而“柔软”的特质也令这位艺术家痴迷不已。他常举“东西”一词为例:“东西”是一个表示物体/对象/事件的双音词,由“东”、“西”二字组成;也就是说,相反和对立的两极被纳入同一个概念,使得单个字的含义变得“模糊”。“事物在此并不是一个轮廓僵硬、界限分明、有始有终的对象,它似乎并不具有任何实体。事物、任何事物以及现实的每一个侧面都被视为一个过程,一种运动和开放的势能”(佐克迈耶语)。

模糊
佐克迈耶在其作品中有意识地通过各种手段来制造歧义,例如通过音节的拆分或者说利用内在的矛盾(FOR GET)——或相反概念的嵌插(CHANGE/NO CHANGE)。由此产生了一个摆脱了话语钳制——确切地说即摆脱了概念的框定和包围——的空间。可以说,佐克迈耶是用语言工具来消除他对艺术语言化的质疑。这或许也是他之所以赞赏海德格尔的原因——因为后者在“用语言的工具来解放语言”。但分歧和矛盾并不仅仅在语言层面上表现出来——艺术家也使词语/词语序列/句子和材料之间产生了一种充满张力的关系,例如他的作品中用到了一只巨大的铝筒,筒的一面赫然刻着“一切都是可见的”,另一面的铭文则为“一切都是不可见的”。 展览标题的选择也同样意在制造出词语/图像/物体之间的种种差异。佐克迈耶在展览“秩序中的世界”中通过一系列图形装置展示了千变万化的秩序。此外,展览的标题也同样作为作品及自创文本的标题而出现,艺术家由此成功地避免了标题与作品的明确对应,同时也使作品、时间和地点之间相互发生联系。

关联性的生成
佐克迈耶的单个作品与构成一个句子的词语有着相似功能。当他提出“一个词语能做什么?”这个问题时,也是在问“一个物体/图像能做什么?”物体、图像及词语和其他语境各异的物体、图像、文本、绘画相互关联,保留了自己的独立与完整,同时也和各自的结构和社会环境发生交流。它们形式严谨,色彩简约,明亮通透,所吸引的关注不多不少、恰如其分,既可以作为艺术设置被观众所感知,又能将由此引起的警觉转移到与之相关的语境。

艺术家简介
列奥·佐克迈耶1949年生于下奥地利州克雷姆斯,1975年至1981年就读于维也纳应用艺术学院。自上世纪80年代末至今已举办有大量展览,此外还在公共空间内实施了一系列艺术项目,如大型词语雕塑JETZT(“现在”,维也纳,1999)和CONCRETE POETRY(“具象诗”,蒂宾根,2004);主持过多个礼拜堂的室内设计。目前与Sichau & Walter建筑师事务所合作,参加柏林圣赫德维希主教座堂项目竞标。他与该事务所共同打造的设计方案在教堂内部空间改造竞赛中获得一等奖。2014年秋,佐克迈耶邀请艺术史学家芭芭拉·施泰讷为其作品在《Roadmap》杂志上撰文。2016年作者对其文章重新做了修改,乃成此文。

作者简介
芭芭拉·施泰讷,1964年生于下奥地利州多弗勒斯,现任格拉茨美术馆馆长,莱比锡平面及装帧设计学院文化策划专业助理教授。2001年至2011年任莱比锡当代艺术画廊基金会会长。除若干艺术专著外,还发表过一系列探讨博物馆以及建筑、设计、艺术,公共领域与私人领域,艺术与经济之间关系的著作。